Der Kompromiss ist Herr und Frau Schweizer lieb und teuer, aber dieser Tage offenbar ver-gessen worden. Von Polarisierung ist die Rede und von reisserischen Klick-baiting Schlag-zeilen. Eine unglaubliche Meldung in den Medien jagt so schnell die nächste, dass ich nicht sicher bin, ob die dazu passenden Ereignisse schon Zeit hatten zu geschehen. Dabei gäbe unendlich viele Möglichkeiten für einen unaufgeregten, konstruktiven Kompromiss.
Nehmen Sie nur die ständigen Indiskretionen vom Bundesrat in letzter Zeit. Die einen finden es höchst bedenklich und eine sehr problematische Entwicklung – es wurde immerhin auch im neuesten Fall wieder eine Strafuntersuchung eingeleitet. Die anderen hingegen finden es heuchlerisch und verweisen darauf, dass es Indiskretionen im Bundesrat schon immer gege-ben habe. Dabei wäre es mit dem Schweizer Kompromiss so einfach. Die sieben Bundesräte könnten bei ihren Sitzungen jeweils darüber abstimmen ob sie für das jeweilige Geschäft eine Indiskretion begehen möchten. Im Nachhinein kann sich dann keiner beschweren, dass er über die Indiskretion nicht vorgängig informiert worden sei. Entsprechend der Zauberfor-mel könnte gleich sichergestellt werden, dass die Indiskretionen entsprechend der Parteig-rössen verteilt werden, so dass jede Bundesrätin und jeder Bundesrat einen fairen Anteil In-diskretionen zugesprochen erhält.
Auch sonst eröffnet ein guter Kompromiss ungeahnte Möglichkeiten. Denken Sie nur an die Steuern. Die Linke möchte die Steuern erhöhen, die Bürgerlichen möchten Sie senken. Ich sage: gebt beiden was sie wollen! Die Linken dürfen mehr bezahlen und die Bürgerlichen weniger. Jeder hat bekommen was er wollte. Die Unternehmer, das Gewerbe, die Handwer-ker und Landwirte bei den Bürgerlichen bezahlen weniger Steuern und sind im Gegenzug dafür verantwortlich, die Wirtschaft in Schwung zu halten.
Die SP und Grüne, die mittlerweile aus urbanen gutverdienenden Akademikern mit angeneh-men Bürojobs besteht, dürften mehr Steuern bezahlen, den fehlenden Steuerbetrag der Bür-gerlichen ausgleichen und damit ihrem Karma und dem Staat zur Blüte verhelfen.
Wenn «Die Mitte» dann noch Lei hält zu ihrem Namensversprechen und gleichviel Steuern bezahlt wie vorher, sollten wir nach meiner vorsichtigen Berechnung gleichviele Steuern ge-nerieren wie vorher und trotzdem haben alle bekommen was sie wollten. Der Perfekte Kom-promiss!
Auch bei ganz komplexen Geschäften würde unser traditioneller Kompromiss eine verblüf-fend naheliegende Lösung bringen. Denken Sie an das Credit Suisse-Debakel. Die Schuld wird einerseits der staatlichen Aufsicht und der Nationalbank gegeben und andererseits dem privatwirtschaftlichen Management der Credit Suisse. Die einen schliessen daraus, dass man die Credit Suisse quasi verstaatlichen müsse während die anderen das Versagen eben dieses Staates bei der Aufsicht der Bank hervorheben. Wenn beide in Ihren jeweiligen Rollen versagt haben, korrigieren wir beide Fehler auf einmal und ziehen die naheliegenden und lo-gischen Konsequenzen: Das Bankgeschäft wird verstaatlicht und wird dafür von einer privati-sierten Aufsicht überwacht. Voila! Der Staat kann keine Fehler mehr beim Regulieren ma-chen und das Management keine mehr beim Geschäften.
Ich sage: Zurück zum gutschweizerischen Kompromiss!
Bild: https://www.zuonline.ch/diese-muetze-soll-ein-hit-werden-952846286568
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