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Autorenbildoliverduerr

Gesundheitssystem – hilft nur noch abbrennen und neu aufbauen?

Das Gesundheitssystem bereitet vielen von uns Kopfschmerzen und die politischen Massnahmen prasseln mit der Kadenz einer gut geölten Nähmaschine auf uns herein. Also tat ich was ich solchen Momenten gerne tue. Ich frage eine Person an der Front, schaue mir ein paar Zahlen an und lese eine Fachzeitschrift. Ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht. In der Schweizer Ärztezeitung fand ich einen Artikel von Dr. Fridolin Marty. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht:


Von 2001 bis 21 gab es sagenhafte 44 Reformen des Krankenversicherungsgesetzes (KVG), es wurde ein zusätzliches Gesetz geschafften - das KVAG - und die Seitenzahl der beiden ist gewachsen von 40 auf 100. Dazu 179 Änderungen in der Leistungs- und der Versicherungsverordnung, welche damit ebenfalls prächtig gedeihen von 122 auf 196 Seiten. Bei so viel herumgeschraube und einer Massnahmenproduktion am Fliessband* müsste man meinen, es läge ein durchdachter Bauplan vor. Leider nein – die Baustelle wird nicht kleiner und das Haus nicht stabiler. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Der administrative Aufwand konnte mit der Regulierungswut mithalten. Die Ärztinnen und Ärzte verwenden jetzt 20 statt 4% Ihrer Zeit für Papierkram und das Bundesamt für Gesundheit hat 60% mehr Personalaufwand. Ob die Patientinnen und Patienten im gleichen Mass gesünder sind darf bezweifelt werden – auch wenn dies das eigentliche Ziel eines Gesundheitssystems wäre oder nicht?

Das komplexe System Gesundheitswesen hat sich also nicht steuern lassen. Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass in-sich relativ geschlossene Systeme von aussen kaum steuerbar sind. Das Gesundheitssystem hat allerdings schon reagiert – eben mit administrativem Aufwand. Wenn es in diese schlechte Richtung reagieren kann, kann es aber auch in eine andere bessere Richtung reagieren - wenn wir es nur machen lassen würden. Statt immer kompliziertere Abrechnungsmodelle gegeneinander antreten zu lassen, sollten wir sie alle gleichsam ermöglichen. Die effiziente Methode wird sich durchsetzen. Wahrscheinlich bedeutet dies, dass je nach Leistung mal die eine, mal die andere Methode besser ist. Vielleicht hätte am Ende sogar jeder einzelne die freie Auswahl, welches Angebot er für sich wählen möchte.

«Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten»

Wenn wir betrachten wie «untrefflich» sich das Werk entwickelt, ist wohl gerade niemand mit Freude bei der Arbeit. Gut so! Weniger zu arbeiten wäre hier zur Ausnahme mal eine Tugend.

Wie wir das eigentliche Problem der Zukunft lösen – Personalmangel und Unterversorgung – erst recht wenn die Babyboomer ins Alter kommen in dem sie viele Leistungen vom Gesundheitssystem benötigen, steht dann auf einem neuen Blatt. Dies wird uns noch mehr Kopfschmerzen bereiten als die Kosten der Krankenkassenprämien.

Weniger Politik täte Not.


*Man munkelt, es sei unmöglich die Massnahmen zu notieren, denn bevor man den Satz fertig geschrieben habe, sei die nächste Massnahme bereits beschlossen.

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